GESCHRIEBEN VON

Sebastian Fritzsche
Sebastian Fritzsche gründete seine Firma Pixelstein im Jahr 2008 und damit zwei Jahre nach seinem Studium zum Media System Designer. Er hat seitdem zahlreiche, teilweise preisgekrönte Projekte im Thema Webseiten, Portale und Software mit seiner Firma umgesetzt und war nebenbei als Dozent für die FH Darmstadt tätig. Er ist nicht nur der Geschäftsführer, sondern auch der kreative Kopf von Pixelstein.

Apps für kleine Unternehmen

Geschrieben von Sebastian Fritzsche

Der Begriff App steht für Applikation oder Anwendung. Das bedeutet, es handelt sich um Software mit einer ganz speziellen Aufgabe: das Lösen einer Rechenaufgabe, die Steuerung der Heizung zu Hause oder das Bereitstellen einer Kommunikationsschnittstelle für Social-Media. Im eigentlichen Sinne sind Apps also immer Software-Anwendungen, die für ein bestimmtes Endgerät – wie Smartphone oder Tablet – geschrieben wurden. Der wesentliche Unterschied zu Webseiten ist, dass Apps die vorhandene Geräte-Hardware nutzen können und somit Funktionen wie Schrittmesser, GPS-Ortung, Kamera oder Terminerinnerungen für die Anwendung zur Verfügung stehen.

Ein weiterer Vorteil von Apps gegenüber Webseiten ist, dass heutzutage der Großteil der Gesellschaft das Smartphone überallhin mitnimmt und somit fast jeder immer via App erreichbar ist. Am Einfachsten geht das per Push-Benachrichtigung (ähnlich SMS). Voraussetzung dafür ist natürlich die Zustimmung des Nutzers.

Web-Apps vs. Native Apps

Dass Apps speziell für ein bestimmtes Endgerät und dessen Betriebssystem (OS) geschrieben sind, bedeutet theoretisch, dass man eine App, die sowohl auf einem Android-Smartphone als auch auf dem iPhone und dem Windows Phone laufen soll, für jedes Betriebssystem separat programmieren und updaten muss.

Unterschiedliche Bildschirmgrößen und Gerätetypen bringen zusätzlich Komplexität ins Spiel. So muss die Benutzeroberfläche pro OS im schlechtesten Fall dreimal komplett neu geschrieben werden: für Apple iPhone, iPad und AppleTV. Und das, obwohl man am Ende im Grunde nur eine App mit einer Funktion hat. Eine Möglichkeit, hier bereits den Aufwand zu reduzieren, besteht darin, das Layout responsive zu konzipieren und zu gestalten, um eine One-fits-all-Lösung zu erreichen, also ein Layout, das sich auf allen Geräteformaten automatisch anpasst. Diese Vorgehensweise wird auch bei modernen Webseiten angewendet.  Doch es ist immer noch eine neue Version pro OS nötig.

Die Problematik rief bereits kurz nach der Veröffentlichung des iPhones die sogenannten Web-Apps auf den Plan. Die Idee dabei ist, dass man Apps als Webseiten umsetzt, da alle Smart-Geräte einen leistungsstarken Browser besitzen. Also müsste man lediglich eine Benutzeroberfläche als Webseite bauen, die responsive ist, und schon könnte man mit einem Schlag Smartphones, Tablets, Spielekonsolen, Smartwatches oder Smart-TVs mit einer sich selbst anpassenden Nutzeroberfläche bedienen. Lediglich die Logikebene, die auf Geräte-Hardware zugreift, müsste noch in dem entsprechenden Betriebssystem des jeweiligen Smart-Devices programmiert werden.

App oder Webseite?

Wenn Sie bereits eine zündende Idee für eine Anwendung bzw. App haben, sind Sie zunächst einmal gut beraten, wenn Sie mit Hilfe eines Fachmanns die folgende Frage eindeutig beantworten:

Benötige ich für meine Anforderung eine Technik, die ich im Internetbrowser nicht zur Verfügung habe?

Fragen Sie dazu Ihre Agentur, Ihren Dienstleister oder auch den eigenen Techniker. Lassen Sie keine Ausreden und kein „Ja, aber…“ zu. Wenn Sie ein striktes „Ja“ oder „Nein“ einfordern, fahren Sie auf der Kostenseite den garantiert besten Weg. Können Sie die Frage eindeutig mit „Nein“ beantworten, dann sollten Sie Ihre Idee als mobile Webseite realisieren.

All die tatsächlich sehr kleinen Unterschiede zwischen mobiler Webseite und nativer App fressen auf der Seite der Implementierung und vor allem der Instandhaltung einer App einen unverhältnismäßigen Teil des Budgets auf. Das bedeutet natürlich auch, dass Ihr Entwickler mehr verdient, so dass von dieser Seite oft versucht wird, Apps zu puschen.

Benötigen Sie beispielsweise die Geräte-Kamera, um einen Barcode zu scannen? Dann müssen Sie tatsächlich über eine App nachdenken, denn diese Funktion bietet der Browser nur eingeschränkt. Aber auch hier stellt sich dann die Frage, ob die Benutzeroberfläche der App native Funktionen wie 3D-Rendering benötigt oder ob man sie mit HTML, CSS und Javascript als Web-App implementieren kann, die von der Webseite aus Aufrufe an die nativen Funktionen des Smartphones schickt.

Funktionen von Apps

„Auch wenn es schwer vergleichbar ist, so kann man doch mit Sicherheit sagen, dass ein typisches Mobiltelefon mehr Rechenleistung hat als der Apollo Guidance Computer“, sagt der Amerikaner Dag Spicer.

Natürlich verfolgt die Technik eines Smartphones ein völlig anderes Ziel als die Landung einer Rakete auf dem Mond, aber die Sensorik, die z.B. meine täglich zurückgelegten Schritte misst, ist der Technik ähnlich, mit deren Hilfe eine Rakete geradegehalten wird. Der Girosensor beispielsweise berechnet Ausrichtung des Handys im Raum oder seine Beschleunigung, selbst wenn es im Ruhemodus in der Tasche steckt. Auch der GPS-Sensor kann arbeiten, wenn Sie das Handy gar nicht aktiv nutzen; er ermöglicht mittels Satelliten und Dreipunkt-Ortung, die eigene Position auf bis zu 3m genau zu ermitteln. Er kommt besonders in Navigations-Apps zum Einsatz, speichert aber beispielsweise auch immer die Koordinaten der Stelle, auf dem ein Foto mit dem iPhone aufgenommen wurde, in den Metadaten der Bilddatei. Für die Navigation bietet unser Handy einen weiteren Sensor, der schon seit jeher mit der Orientierung fest verknüpft ist: den Kompass.

2015 besaßen bereits 76% aller Mobilfunknutzer ein Smartphone – jeder zweite Smartphone-Nutzer besitzt darüber hinaus ein Tablet.  Doch der volle Funktionsumfang des Smartphones ist den meisten gar nicht bekannt. Die meisten Smartphones bieten heutzutage eine Kamera, ein Backlight oder Blitz, ein hervorragendes Mikrofon für nahezu rauschlose Aufnahmen, Lautsprecher mit überraschend gutem Klang sowie Konnektivitätsfunktionen wie Bluetooth, NFC und LTE. Das Zusammenspiel dieser verschiedenen Funktionen bietet ungeheure Möglichkeiten.

Kosten von Apps

Die Investition in eine App sollte aufgrund der hohen Kosten wohlüberlegt sein. Oft finden sich im Nachhinein vermeintlich kleine Fehler, die umfassende Anpassungen erfordern. Auch durch Updates an den Betriebssystemen kann eine nachträgliche Anpassung der App nötig werden. Bedenken Sie also bei der Kalkulation Ihres Budgets und bei der Angebotseinholung immer, dass Sie auch diese Wartungskosten berücksichtigen müssen. Kategorisch lässt sich allerdings nur schwer die Umsetzung einer App beziffern. Je nach Umfang, Betriebssystemkom-patibilität oder Sprachen variieren die Preise für Apps sehr stark.

Analysieren Sie zunächst Ihre Zielgruppe oder die Nutzer der geplanten App. Entwickeln Sie erst für den absoluten Fokus der Nutzer und erweitern Sie lieber nachträglich Ihren Nutzerkreis.

Ebenso verhält es sich mit den Funktionen einer App. Was soll diese App machen und was ist ihr Erfolgsprinzip? Behalten Sie immer das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge. Verinnerlichen Sie dieses Ziel immer wieder und überlegen Sie sich, welche Funktionen und Leistungen Pflicht und welche nur die Kür des Ganzen sind. Ergeben all diese Funktionen im mobilen Kontext überhaupt Sinn? Selbst Facebook bietet erst seit kurzer Zeit alle Funktionen der Webseite auch in der App. Anfänglich implementierte die Plattform lediglich die Timeline und einige Grundfunktionen als App, um zunächst die Akzeptanz zu prüfen.

Sparen können Sie auch, indem Sie zunächst auf die genannten Web-Apps oder wenn möglich sogar auf mobile Webseiten zurückgreifen und die Bedienoberfläche in HTML umsetzen lassen. Bei entsprechend hoher Akzeptanz können Sie die App um eine komplett native Darstellung erweitern.

Wie setze ich eine App um?

Am Anfang steht immer die Idee für eine App. Aber die Idee ist nicht erfolgsentscheidend. Man benötigt konzeptionelle und gestalterische Fähigkeiten und viel Zeit, um aus einer Idee ein herausragendes Nutzererlebnis zu formen.

Schreiben Sie zunächst die Idee auf und holen Sie gegebenenfalls einen Fachmann an Bord. Denn in der Konzeptionsphase entscheidet sich bereits, ob die Anwendung Erfolg haben wird oder nicht. Verzichten Sie aber in dieser frühen Phase auf die Gestaltung von Screens, Logos etc. Beschäftigen Sie sich nur mit dem Konzept und den Abläufen, die ein Nutzer in der App durchspielt. Bedenken Sie auch alle Fehlermeldungen, die auftreten könnten, und versuchen Sie möglichst konsequent zu konzipieren, indem Sie beispielsweise Hinweise der App immer auf die gleiche Weise und am gleichen Ort darstellen – dies spart auch Umsetzungskosten.

Nun treffen Sie inhaltliche Überlegungen: In welchen Sprachen soll die App zur Verfügung gestellt werden, und soll der Nutzer die Sprache wechseln können? Ist auch der Inhalt an Sprachen gebunden oder wird lediglich die Nutzeroberfläche übersetzt? Ergibt es Sinn, auf Hoch- und Querformat zu arbeiten, oder soll die App die Ansicht auf ein Format begrenzen?

Parallel dazu oder kurz nach der Konzeptionsphase konzentrieren wir uns auf die Gestaltung. Hier geht es um Farbgebung, Schriften und alles, was mit dem Design zu tun hat. Wenn man verschiedene Varianten der Gestaltung im Kopf hat, bietet sich die Entwicklung von Sample Screens an.

Am Ende der Designphase müssen Konzept und Design der App zusammengeführt werden, indem man entweder jeden Screen durchgestaltet oder Elemente wie Buttons, Überschriften, Textlinks, Fließtexte usw. einzeln definiert. Optional kann kurz vor der Implementierung der App noch ein sogenannter Dummy angefertigt werden. Auch hierbei gibt es verschiedene Varianten wie Papierprototypen bestehend aus ausgedruckten Screens oder kleinen Webseiten, mit denen man sich schon einmal durch statische Screens klicken kann. Entscheidend ist jedoch, dass man mit dem Klickdummy einen Eindruck bekommt, wie sich die Nutzung der App „anfühlen“ wird und ob alles wirklich nutzerfreundlich und selbsterklärend ist.

Sie definieren Ihre Parameter – wie Betriebssystemkompatibilität, den Gerätefokus (Tablets, Smartphones, SmartTVs, Spielekonsolen) und ob die App nativ oder webbasierend sein soll. Überlegen Sie außerdem, wie die App zur Verfügung gestellt werden soll. In welche Stores möchten Sie sie anbieten und haben Sie selbst ein Verkäufer-Account oder soll die umsetzende Partei im Store genannt werden? Was soll sie kosten? In welchen Ländern soll sie angeboten werden? Welche Texte nutzen Sie auf der Store-Seite Ihrer App, um sie den Nutzern schmackhaft zu machen?

Es ist wichtig zu wissen, dass es sich bei der Realisierung von Apps um ein sogenanntes Wasserfallmodell handelt. Das bedeutet zum einen, dass Entscheidungen, die früh in der Projektphase getroffen wurden, unwiderruflich sind, zum anderen aber auch, dass die Umsetzung denkbar einfach und schnell vonstatten geht, wenn in der Konzept- und Designphase alles vollständig definiert worden ist.

Oft gewählter Gerätefokus von App-Projekten:

  • Apple iPhone (in verschiedenen Auflösungen und Bildschirmgrößen)
  • Apple iPad (in verschiedenen Auflösungen und Bildschirmgrößen)
  • Android Smartphones (kaum überschaubare Auswahl an Bildschirmformaten und Auflösungen)
  • Android Tablets (kaum überschaubare Auswahl an Bildschirmformaten und Auflösungen)

Schützen Sie die Daten Ihrer Nutzer!

Auch wenn es bei Android und Apple sowieso erforderlich ist, die Nutzung einzelner Funktionen – wie Lokalisierung – zu erlauben, ist es dennoch wichtig, dass Sie mit den Daten Ihrer Nutzer entsprechend sorgsam umgehen. Auch wenn Ihre App vom jeweiligen Appstore zugelassen wurde, bedeutet dies nicht, dass diese auch mit den gängigen Datenschutzrichtlinien konform ist. Es ist immer ratsam, sich bei entsprechenden Stellen über eventuelle rechtliche Risiken zu informieren, besonders auch bei Gewinnspiel-Apps und Fragen der Datensicherheit. Ihre zuständige IHK ist auch hier der richtige Ansprechpartner.

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