GESCHRIEBEN VON

Robert Zolles
Robert Zolles, Fotograf seit 1995, Meisterfotograf. Seit über sechs Jahren in Frankfurt am Main auf Produktfotografie für den Onlinehandel spezialisiert.

Produktfotografie für Shopbetreiber

Geschrieben von Robert Zolles

Obwohl nicht immer tausend Worte wert, so ist das Bild unverzichtbarer Part für erfolgreichen Onlinehandel. Die Produktfotografie hat sich in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt und spezialisiert – hier ein kleiner Leitfaden für Onlinehändler zu kundenorientierten Produktfotos.

Inhaltsverzeichnis

Welches Produktfoto brauche ich?

Obwohl ein Produktfoto eine schnörkellose, emotionslose Darstellung des Artikels sein muss, gibt es verschiedenste Möglichkeiten, den Kunden bewusst und unterbewusst zu Ihrem Produkt zu führen und den Kaufentscheid positiv zu beeinflussen. Eine Vielzahl von spezialisierten Darstellungsvarianten erlaubt es, Ihre Artikel im Onlineshop aussagekräftig zu präsentieren. Zuerst ein kurzer Überblick über die gängigsten Darstellungsmethoden:

Packshot, Artikelbild

Der Artikel wird in der Verpackung (daher der Name) oder ausgepackt ohne weiteres Beiwerk oder Dekoration vor weissem Hintergrund fotografiert. Der Kunde sieht den Artikel von der besten/sinnvollsten Seite – aber andere Ansichten bleiben bei einem Einzelbild verborgen. Weitere Ansichten oder Detailbilder eines Artikels vertiefen den Einblick, der Kunde erkennt idealerweise alle Möglichkeiten des Produkts.

Die gängigste Darstellung für Einzelartikel. “Langweilige” Produktfotos können oftmals mit Bildeffekten wie Spiegelung, Schattenwurf oder Drehung interessanter gestaltet werden.

360-Grad-Darstellung

Im Gegensatz zur Panoramafotografie (rund um die sich drehende Kamera wird ein 360-Grad-Panorama erzeugt) ist in der Produktfotografie eine 360-Grad-Darstellung ein Produkt, das rundherum drehbar dargestellt wird, jedoch nur in einer Ansichtsebene. Der Kunde kann den Artikel um diese Ebene drehen und einen detaillierten Eindruck gewinnen. Erzeugt aus 24, 36 oder 72 Einzelaufnahmen wird eine HTML5-Animation erzeugt, die größer und etwas aufwendiger im Shop zu implementieren ist als einzelne Fotos. Eher für hochpreisige Artikel geeignet.

3D-Darstellung

Erweiterung der 360-Grad-Darstellung. Die Rundum-Ansichten werden in mehreren Ebenen fotografiert, im Idealfall kann der Kunde das Produkt von ALLEN Seiten (vorne – hinten, oben – unten) drehen und anzeigen lassen. Noch aufwendiger und kostenintensiver als 360-Grad, nicht für alle Artikel geeignet.

Legeware

Spezieller Begriff für Mode. Die Ware (Jacken, Hosen, etc.) werden flach aufgelegt und von oben fotografiert. Durch Drapierung und Lege-Art können Textilien schnell und ansprechend dargestellt werden.

Hollow Man

Ebenso für Mode, wirkt wie eine unsichtbare Person. Durch spezielle Puppen oder/und mehrere nachträglich zusammengefügte Aufnahmen wirkt das Kleidungsstück sehr räumlich. Der Kunde wird nicht von einem Model oder Puppe abgelenkt, durch den “Unsichtbaren”-Effekt wird unterbewusst Aufmerksamkeit erzeugt. Aufwendige, aber effektvolle räumliche Darstellung.

Die Wahl der richtigen Darstellung hängt vom jeweiligen Produkt, vom Webshop (Anforderungen und Design) und vom Fotobudget ab. Während Packshots und Legeware kostengünstig zu produzieren sind, sind die anderen Varianten aufwendiger und teurer. Je hochwertiger (und hochpreisiger) Ihre Artikel sind, desto sinnvoller ist eine Investition ins Fotobudget. Aber auch bei vielen hunderten niederpreisigen Artikeln kann ein spezialisiertes Fotostudio einen effizienten Workflow zu niedrigen Preisen anbieten, um alle Artikel gleich gut und trotzdem kostengünstig abzubilden.

Das passende Bild zur jeweiligen Verwendung

Verwechseln Sie nicht reine Produktfotos zur Artikeldarstellung mit Stimmungsbildern, die für Header- und Bannerbilder oder Kategoriefotos eingesetzt werden. Stimmungsbilder (Imagebilder) sollen ein Gefühl (Hochwertigkeit, Qualität, Materialwertigkeit) für die Marke vermitteln. Kategoriebilder zur leichten Navigation im Onlineshop sollten gesondert geplant und produziert werden und stellen eine Artikelkategorie schnell erfassbar dar.

Imagebilder grenzen mehr an die klassische Werbefotografie und erfordern aufwendige Produktionen. Es sollen Emotionen oder Ambiente vermittelt werden, dazu braucht es abgestimmte Umgebung und passende Dekorationselemente, der Preisrahmen liegt deutlich höher als bei reinen Produktbildern.

Produktfotografie und Werbefotografie

Die Produktfotografie hat sich aus der Werbefotografie entwickelt, die Spezialisierung auf effiziente, schnelle und kostengünstige Darstellungen und die strikten Vorgaben von Handelsplattformen wie Amazon hat inzwischen eine eigene Fotografenkategorie entstehen lassen.

Sehr viele Werbefotografen sind auf klassische Werbebilder fokussiert, deshalb bekommen Sie hier oft hochpreisige Angebote für “perfekte” Produktfotos. Artikelfotos im Onlinehandel sind jedoch schnelllebige, schnörkellose Produktbilder und müssen gerade beim hohem Preisdruck im Onlinehandel im Kostenrahmen der Produktumsätze liegen. Suchen Sie deshalb nach spezialisierten Produktfoto-Anbietern mit entsprechendem Preis-/Leistungs-Angebot. Gute Produktfotografen kennen die wichtigsten Richtlinien im Onlinehandel und werden Sie bei der Umsetzung eines sinnvollen Bildkonzepts kompetent beraten und unterstützen. Vertretbare Kompromisse bei der Darstellung ergeben sehr oft preisgünstige Bildproduktionen.

Hier einige wichtige, derzeit aktuelle Richtlinien von Amazon für Standard-Kategorien (Spezialkategorien haben abweichende Vorgaben):

  • Quadratische (oder leicht hochformatige) Bilder, Größe mind. 1000×1000 Pixel für Zoomfunktion, besser 1600×1600 bis 2560×2560, JPEG
  • Quadratisches Hauptbild in Farbe auf reinweißem Hintergrund, keine Zeichnung oder Grafik, Artikel sollte mind. 80% des Bildes ausfüllen und kompletten Lieferumfang darstellen, keine Deko, keine Logos oder Schriften
  • Alternative Bilder (Zusatzbilder) zeigen weitere Infos, Anwendung und Möglichkeiten des Produkts, weniger Vorgaben bezüglich Hintergrund, Schriften etc.

Do It Youself - Artikel selbst fotografieren

Level: Beginner

Sie können Ihre Artikel mit dem Handy fotografieren – sofern Sie einige Tipps beherzigen, wird das Ergebnis für Shop-Starter zumeist befriedigend sein!

  1. Putzen Sie Ihre Handylinse (gilt auch für Urlaubsfotos) und die Artikel
  2. Nehmen Sie ein Leintuch (oder weißen Papierbogen), befestigen dieses halbhoch an der Wand und legen es so auf den Boden, dass eine Rundung entsteht (Hohlkehle)
  3. Sorgen Sie für möglichst indirektes Licht (Nordseite), vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung
  4. Wählen Sie den Handystandpunkt eher tief! Zeigen Sie die Schokoladenseite Ihres Produkts, versuchen Sie ruhig auszulösen und nicht zu verwackeln.

Sie können Helligkeit und Kontrast mit der internen Bearbeitungsfunktion des Mobiltelefons noch etwas verbessern. Schneiden Sie das Bild so zu, dass das Produkt möglichst groß dargestellt wird. Voilá!

Level: Fortgeschrittene

Mit eigener Digitalkamera und etwas mehr Aufwand können Sie bessere Ergebnisse als mit dem Handy erzielen. Es können kleinere oder schwierigere Artikel ansprechend fotografiert werden, ansonsten gelten die Tipps wie oben.

Es gibt eine Vielzahl an kostengünstigen (semiprofessionellen) Blitzanlagen zur verbesserten Ausleuchtung. Mit einem von hinten angeleuchteten ->Aufnahmetisch mit transluzenter Aufnahmeplatte können bereits schattenlose Produktfotos erzeugt werden. Ein Aufnahmezelt oder -würfel sorgt für gleichmäßigere Ausleuchtung und verhindert störende Reflexionen in glänzenden Oberflächen. Zahlreiche Tutorials bei Youtube zeigen Anleitungen und Aufbauten.

Übung macht den Meister! Sollten Sie trotzdem an Ihren Produktfotos verzweifeln… – liegt es vielleicht an Ausrüstung und Know-How. Besonders glänzende, durchsichtige, sehr kleine oder sehr komplexe Produkte sind die Spezialität professioneller Produktfotografen. Auch gibt es eine Vielzahl an Aufnahme- und Darstellungsmethoden, um Ihre Kunden unterbewusst zum Kauf zu animieren.

Beachten Sie auch Aufwand und Kostenfaktor: Wenn Sie in Equipment und Einarbeitung investieren, um für 10 Artikel zwei Stunden hinter der Kamera zu stehen und danach zwei Stunden Bildbearbeitung am Computer benötigen, stellt sich die wirtschaftliche Sinnfrage. 10 perfekte Produktfotos sind bereits ab ca. 8-10 Euro pro Bild beim Produktfotografen zu bekommen, Staffelpreise bei höheren Stückzahlen können diese Preise noch deutlich senken.

Braucht mein Produkt Make-up?

Gehören Sie zu den Onlinehändlern, die jeden Fehler ihres Produkts sehen und an der Unzulänglichkeit der Produktion verzweifeln? Oder erscheint Ihnen Ihr Premium-Produkt perfekt in Ausführung und Erscheinungsform und Sie erschrecken über die fehlerhaften Artikelfotos?

Keine Angst – in beiden Fällen kann geholfen werden. Selten ist ein Produkt fehlerlos, wenn das unbarmherzig hochauflösende, knackscharfe Kamerabild in 5- bis 50-facher Vergrößerung am Bildschirm herangezoomt wird. Ähnlich den Titelseitenmodels (niemand fällt perfekt vom Produktionshimmel) bedarf es fast immer ein wenig Bildretusche, um ein ansehnliches Ergebnis zu erzielen.

Ich vertrete die Ansicht, dass im Gegensatz zur Werbefotografie – wo oft auf Teufel-komm-raus alles wegretuschiert und geglättet wird – eine vernünftige und verbessernde, aber nicht beschönigende oder gar verfälschende Bildretusche absolut vertretbar und notwendig ist. Bei vielen Produktbildern reicht ein kurzes Stempeln hier und ein schnelles Kopieren dort, um ein realitätsnahes Ergebnis zu erzielen. Der Kunde will schließlich das echte Produkt erkennen, eine übertriebene Schönfärberei führt nur zu hohen Rückläufen und Vertrauensverlust. Deshalb Bildretusche ja – aber mit Bedacht!

Fazit

Produktfotografie wird immer perfekter, effizienter und eindrucksvoller. Mit einigen Tricks und Kniffen kann man dem Kunden aussagekräftige Produktbilder zeigen, das Unterbewusstsein mit Eye-Catchern fesseln und gleichzeitig allen Vorgaben der Onlineplattformen oder der CI des hauseigenen Onlineshops entsprechen. Ein durchgängig geplantes, effizient umgesetztes Fotokonzept sollte die Basis dafür bilden. Eine perfekte SEO-Optimierung, zielgenaue Produktbeschreibungen und beste Preisgestaltung können durch schlechte Bilder zerstört werden. Wenn Sie aber Ihre Bildsprache ebenso wie die anderen Bereiche optimieren, führen Sie Ihre Kunden gezielt zum Kaufabschluss und überflügeln den Mitbewerb!

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