7 Gründe, warum Sie auf Social Media verzichten sollten

Geschrieben von Sven L. Franzen

Und immer wieder steht die Frage im Raum: Social Media – ja oder nein? Was ist sinnvoll für mein Unternehmen? Ich möchte hier gerne ein wenig Licht ins Dunkle bringen, denn es gibt tatsächlich sieben gute Gründe, warum man sich an diesem Trend nicht strategisch ausrichten sollte. Alleine ist man damit auch nicht, denn selbst große Marken wie Marlboro und Augustiner Bier sind nicht in den sozialen Medien vertreten – und das aus guten Gründen.

1. Weil es alle machen

Täglich spreche ich mit Sparrings-Kunden, ob Social Media eine Rolle in ihrem Marketing spielen sollte. Das ist eine gute Fragestellung, denn nur weil soziale Netzwerke ein Trend sind oder sich hier viele Institutionen und Einzelpersonen tummeln, muss es für Ihr Unternehmen nicht der richtige Marketingansatz sein. Bei Social Media kommt es vor allem auf Ihre Ziele an, beantworten Sie sich daher die folgenden Fragen:

  • Was möchten Sie mit Ihrem Marketing erreichen?
  • Welches ist Ihre Zielgruppe?
  • Welchen Mehrwert hat Ihr Auftritt in den sozialen Netzwerken?

Bestimmen Sie also zuerst Ihre Marketingziele und definieren Sie genau, welche Kundengruppen für Sie relevant sind.

Zwei Beispiele: Ein Restaurant kann mit User Engagement und emotional aufgeladenen Bildern des leckeren Essens immer gut in sozialen Netzen punkten. Ein Dienstleister mit einer erklärungsbedürftigen Dienstleistung, die sich ausschließlich an eine kleine, sehr spezielle Zielgruppe aus dem B2B-Sektor richtet, ist in den sozialen Netzwerken dagegen meist weniger gut aufgehoben. Klären Sie diese Punkte für sich.

Social-Media-Marketing braucht viel Zeit und Mühe (um nicht zu sagen Liebe), um einen klaren Mehrwert zu bieten und die User mit werthaltigen, eigenen Inhalte zu begeistern. Wichtig ist der Dialog. Ein guter Dialog steigert das User Engagement und bringt damit nützliche Ergebnisse für Ihr Marketing. Gründe, dabei sein zu müssen, können ebenso Gründe sein, nicht dabei sein zu sollen. Es kommt auf Ihr Business an.

2. Social Media im Alltag

Der Betreuungsaufwand von Social Media Kanälen darf nicht unterschätzt werden. Ein hohes Maß an Kreativität zur Content- und Postingerstellung ist nur eines der notwendigen Basics. Wer hierfür nicht ausreichend Zeit findet, wird auch keinen Erfolg haben und die eigenen Erwartungen werden enttäuscht. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Kommunikation mit Kunden und Followern über Social Media Plattformen, die sehr ernst genommen werden sollte.

Die geposteten Inhalte sollten immer einen Mehrwert bieten und die Nutzer unterhalten. Nur so teilen sie die geposteten Inhalte (Multiplikationseffekte) und sprechen darüber. Das erfordert einen hohen Zeitaufwand.

Zudem braucht es noch gute Grafiken und dafür natürlich auch einen sehr guten Grafiker, die entsprechenden Programme zur Grafikbearbeitung, Bildlizenzen, Hardware und, und, und… Die erarbeiteten Inhalte müssen richtig gut aufgearbeitet werden, um in den sozialen Medien zu überzeugen und, um potenzielle Kunden/Follower zur Interaktion zu bewegen. Monitoring ist das A und O. Sie müssen im besten Fall rund um die Uhr, also 24 Stunden am Tag, die Aktivitäten auf Ihren Social-Media-Kanälen im Blick haben. In sozialen Medien muss regelmäßig kommentiert und moderiert werden. Wenn zum Beispiel jemand schlecht über Ihr Unternehmen schreibt oder negative Kommentare postet – dies macht vielen Unternehmen Angst – dann müssen Sie entsprechend reagieren. Reagiert ein Unternehmen nicht, kann es zu einem sogenannten Shitstorm kommen.

Beispiel:

„Heute war das Croissant ganz schlecht in Ihrem Café“

Beispielantwort des Cafés:

„Das tut mir ganz doll leid. Schade, dass Ihr Euch nicht direkt vor Ort gemeldet habt. Schickt uns doch bitte eine private Nachricht und Ihr erhaltet von uns einen kostenlosen Gutschein für ein neues Croissant, denn wir haben höchste Ansprüche an unsere Qualität.“

Es bringt zum Beispiel einem Wohnmobilverleih nichts, täglich zu posten, dass man „tolle Wohnmobile“ vermietet. Das ist bekannt. Deswegen ist die Interaktion bei solchen Post auch sehr gering. Lust auf mehr Caravaning machen z. B. durch schöne Bilder von Hotspots für Wohnmobilreisen, Geheimtipps und der emotionalen Vermittlung (durch Bilder und Video) von Freiheit, die man mit einem Wohnmobil haben könnte. z.B. „Tür auf und direkt am Meer“. Es gilt, dieses Feeling zu vermitteln, dass es nur bei Reisen mit dem Wohnmobil gibt.

Jeder Unternehmer muss sich über den Aufwand, den Social Media mit sich bringt, bewusstsein und diesen mit vorhandener Man-Power abgleichen. Oder direkt eine Agentur ins Augefassen, die diesen Part übernimmt. Wer nicht so weit gehen möchte, findet vielleichtalternative Marketinginstrumente, die besser zu Manpower und Budgets passen. Ein gutesBeispiel hierfür ist Apple. In sozialen Medien ist Apple so gut wie nicht aktiv und das ganzbewusst. Das Unternehmen begründet dies u. a. damit, dass ihnen die Privatsphäre ihrerKunden sehr wichtig ist und das steht völlig konträr zu den Nutzungsbedingungen der Social Media Konzerne.

Der Vorteil ist natürlich die extreme Reichweite über Social-Media-Marketing und dasoptimale Controlling, was die Interaktion mit Ihren Wunschkunden angeht; sprichzielgruppengenaue Werbung und zielgruppenspezifische Vernetzung mit Menschen/Kundenüber Kommentierungen und Engagements. Wichtig ist hier auch die Kommunikation mit Firmen und Kooperationspartnern, die dem Unternehmen wohlgesonnen sind und Beiträgeverlinken oder reposten.

Hinter all diesen Dingen steht der große Vernetzungsgedanke der sozialen Medien und derbietet natürlich einen riesigen Nutzen. Wer also diesen Vorteil der sozialen Medien für seinUnternehmen nutzen und zielgruppenspezifisch arbeiten möchte, sollte natürlich auchZielgruppen ausgearbeitet haben:

  • Wurden Kunden Avatare entwickelt?
  • Wurde das Marketing grundsätzlich strategisch aufgebaut?
  • Wurde ein „Tone of voice“, also eine Guideline wie in sozialen Medienkommuniziert werden soll, festgelegt?

Quelle: Sven L. Franzen TIGER Marketing

3. Ohne gute Basis kein gutes Social Media Marketing

Oft gibt es im Marketing noch Basics, die erst geklärt werden sollten, bevor sich ein
Unternehmen im Social Media präsent wird. Die Basis, also die Marketing Roadmap muss
stehen, bevor Sie mit der Definition der Social Media Ziele loslegen können. Hierzu gehören
vor allem folgende grundlegenden Marketing-Themen:

  • Die Definition Ihrer Zielgruppen
  • Die Entwicklung einer Brand-Guideline
  • Entwicklung eines Storytellings bzw. Brand-Story, die Ihre Werte und Marke positioniert und optimal vermarktet.

Quelle: Sven L. Franzen TIGER Marketing

Kurz gesagt, es braucht einen klar abgesteckten Weg zum Ziel, eine Strategie, Klarheit. Beantworten Sie sich hierfür folgende Fragen:

  • Was ist eigentlich mein Unternehmensziel und Zweck?
  • Was ist mein Marketingziel?
  • Was möchte ich erreichen und was erwarte ich?
  • Wer ist meine Zielgruppe?
  • Wo informiert sich meine Zielgruppe? (Ist Social Media dabei und wenn ja welche
  • Plattform, es gibt schließlich mehr als eine)?
  • Wie sollte ich mit meiner Zielgruppe kommunizieren (Corporate Language, Tone of
  • Voice, Du oder Sie)?
  • Was ist für meine Zielgruppe wichtig?

All diese Vorarbeiten sind nötig, um nicht kopflos sichtbar zu werden. Wer keine stimmige Strategie, keine Marketing Roadmap oder seine grundlegenden Hausaufgaben erarbeitet hat, sollte erst einmal damit anfangen, bevor Sie sich auf mit Social Media neue Baustellen öffnen. Ohne die passende Ausrüstung (Marketingstrategie), fehlen jeder noch so gut geplanten Social Media-Aktivität die Basics.

4. Die falsche Erwartungshaltung: Social Media ist kein Alles-Könner

Viele Kunden denken, wenn ich mit Ihnen über Social Media spreche: „Jetzt melde ich mich da mal an und dann läuft alles von alleine. Es passiert das wahre Wunder und alle kaufen bei mir.“ Oder auch, dass es ausreichend ist, einmal in der Woche etwas zu posten, damit der Onlineshop ausverkauft ist. Genau diese Erwartungshaltung wird oft enttäuscht. Denn so funktioniert Social Media leider nicht.

Nachhaltiges Social-Media-Marketing dauert ungefähr so lange, wie eine gute Suchmaschinenoptimierung. Bis sich erste Erfolge einstellen, sind gut und gerne 6 bis 9 Monate intensiver Betreuung der Social-Media-Kanäle nötig. Diese muss strategisch und sehr gut gemacht sein, aber vor allem richtig umgesetzt werden. Aber, bevor es so richtig losgeht, sollten vorab ein paar Dinge gut überlegt sein:

  • Was erwarte ich von Social Media?
  • Was ist mein unternehmerisches Ziel?
  • Welches Marketingziel möchte ich erreichen?
  • Kann ich mein Ziel vielleicht mit bereits bestehenden, weniger zeitintensiven oder kleineren Marketingkanälen, in denen ich mich bereits auskenne, erreichen?

5. Ads muss man nicht schalten - oder?

Ads sind aus sozialen Medien schon lange nicht mehr wegzudenken und häufig auch das wichtigste Tool, um neue Follower und Reichweite zu generieren. Bei Facebook und Instagram ist das bereits bekannt, aber auch TikTok und Co. ziehen hier nach. Schließlich möchte jeder ein Stück vom Kuchen verdienen.

Was heißt das im Klartext? Wer Interaktion auf seinen Kanälen wünscht, kommt am Schalten von Ads kaum vorbei. Dahinter verstecken sich mehr Kosten, als nur die für jeden Klick. Empfehlenswert ist es hier, einen Profi, der sich mit Ads auskennt, ins Boot zu holen. Die Welt der Social Media Ads ist nämlich eine ganz eigene, fast wie ein eigener Organismus.

6. Die berechtigte Angst vor dem Shitstorm

Die Interaktion mit Kunden und Followern kann in den sozialen Medien ganz großartig sein, gefüllt mit netten Kommentaren, guten Bewertungen und vielen Likes. Und dann kommt da dieser eine Kunde, bei dem irgendetwas schiefgelaufen ist, der sich einfach nur gerne ärgert, der einen schlechten Tag hatte… Genau dieser etwas streitlustige Wüterich fängt an sich zu beschweren. Wenn eine solche negative Interaktion aus dem Ruder läuft, vielleicht noch zwei oder drei andere Kunden auf den Zug aufspringen, kann sich das Ganze schnell dynamisch entwickeln.

Führt das zu etwas Positivem? Nein!

Auch das ist ein Risiko, das ich einkalkulieren und berücksichtigen muss. Einfach gesagt, wer nicht auf Social Media aktiv ist, kann in einen solchen Shitstorm eher nicht hereingezogen werden. Ausgeschlossen ist nichts, wenn User frei posten können, was sie gerade publizieren wollen. Hier stellt sich die Frage: sind Sie vorbereitet darauf? Haben Sie eine Deeskalationsstrategie, um direkt zu reagieren, ohne wertvolle Zeit zu verlieren, in der sich alles noch weiter hochschaukeln könnte?: Wer hier nicht genug investiert, damit vorgesorgt ist die Situation zu entschärfen, geht das Risiko ein, dass aus einem kleinen Kommentar ein riesiger Shitstorm wird. Das bedeutet der Imageschaden kann beträchtlich sein. Wenn Interaktionen aus dem Ruder laufen muss sofort reagiert werden. Genau diese Problematik kann gegen einen Social Media Auftritt von Unternehmen sprechen.

Wie Sie besser nicht mit einem Shitstorm umgehen, hat das Unternehmen Nestlé gezeigt: Nach diversen Posts von Greenpeace zum Thema KitKat, Palmöl, Orang-Utans (Link), schaltete Nestlé nach unzähligen
aufgebrachten Kommentaren von Usern die entsprechende Seite einfach ab. Letzten Endes der falsche Weg um den Shitstorm zu stoppen. Das Gegenteil passierte: Die Videos verbreiteten sich rasend schnell auf den verschiedenen Plattformen (Link zum Nachlesen).

Das es auch anders geht zeigt Domino’s Pizza. Nachdem Mitarbeiter des Unternehmens ein unappetitliches Video veröffentlicht hatten, reagierte das Unternehmen prompt: Der Geschäftsführer entschuldigte sich glaubwürdig und bedankte sich bei den Fans, die darauf hingewiesen hatten (Link). Diese professionelle und authentische Reaktion wurde wohlwollend in den sozialen Medien aufgenommen (Link zum Nachlesen).

7. Rasante Veränderungen

Unser Leben hat sich in den letzten 60 Jahren extrem verändert. Es ist schneller geworden. Bei den sozialen Netzwerken ist das in den letzten 15 Jahren nicht anders gewesen. Sie entwickeln sich in rasantem Tempo.

Quelle: Zukunftsinstitut

Von 2014 bis 2016 gab es eigentlich nur Instagram und Facebook. Ja, es gab auch mal die Vorgänger, wie StudiVZ, SchülerVZ und Wer kennt wen. Twitter und YouTube sind auch schon eine Weile dabei. Im Business Bereich gab es lange nur Xing (ehemals OpenBC), jetzt gibt LinkedIn den Ton an. Mit Facebook und Instagram kam der große Durchbruch und Social Media wurde zum Trend, bei dem jeder dabei sein wollte. Mittlerweile sind die beiden Social Media Riesen auf dem absteigenden Ast. Warum? Die jungen Wilden haben den Markt erobert: SnapChat, TikTok, Club House…

Was möchte ich mit diesem kurzen Abstecher in die Historie der sozialen Netzwerke sagen?Die Social Media Plattformen entwickeln sich ständig weiter. Es entstehen viele neue Netzwerke und jede dieser Plattformen hat ein Eigenleben und benötigt eine eigene Art von Content. Auf TikTok ist zum Beispiel nur eine maximale Zahl an Hashtags erlaubt und Videos dürfen nicht länger als 60 Sekunden sein. Darauf muss der Inhalt ausgerichtet werden und somit sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Produziert man den Inhalt nicht genau passend zur Social Media Plattform, hat man am Ende ein Problem, denn im schlimmsten Fall kann der Content gar nicht hochgeladen werden.

Mal angenommen ein Unternehmen ist zum Beispiel auf Facebook super erfolgreich und Facebook „schließt“ morgen überraschend. Das Unternehmen muss sich nun eine neue Plattform suchen. Den Content kann es meist nicht wiederverwerten. Ein anderes Beispiel: Die eigene Zielgruppe findet Facebook plötzlich nicht mehr hip genug und sucht sich eine andere Plattform. Das muss ein Unternehmen nicht nur mitkriegen, sondern auch analysieren und neue Strategien entwickeln, um auf der neuen Plattform ebenfalls durchzustarten.

Heißt also: Ich bin nicht nur abhängig

  1. von Plattformen und deren Gusto,
  2. sondern auch von meinen Kunden und deren Vorlieben.

Da es so viele Social Media Plattformen gibt, so viele verschiedene Menschen, sich unser Leben und unsere Gesellschaften immer weiterentwickeln, wird es irgendwann dazu kommen, dass man als Unternehmen auf allen Social Media Plattformen aktiv sein muss. TikTok, SnapChat, Instagram Facebook, Pinterest, Twitter, Club House, LinkedIn, Xing – wer verliert da nicht den Überblick? Es sind einfach zu viele. Und es ist zu viel Zeit, die man investieren muss. Am Ende stellt sich dann die Frage, ob das wirklich sinnvoll ist.

Fazit

Social Media Marketing ist eine riesige Chance. Wie jede Chance kommt diese aber mit klaren Konditionen und Forderungen. Diese lauten: Abhängigkeit von Plattformen und Usern, Zeit- und Geldinvestment, strategisches Vorgehen und guter Inhalt, Sie müssen etwas zu erzählen haben. Ohne das wird Ihr Plan vom Social-Media-Traum nicht aufgehen.

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© Sven L. Franzen
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