Warum Strategie im E-Commerce wichtiger ist als nur ein Onlineshop

15.10.2025

Viele kleine und mittelständische Unternehmen starten mit einem Onlineshop – aber ohne klare Strategie. Das ist ein Fehler, betont E-Commerce-Expertin Vera Hofer (Valantic) im Livestream des BIEG Hessen. Denn wer nur Produkte online stellt, ohne Zielgruppen, Kanäle und Differenzierung zu kennen, verliert schnell im Wettbewerb mit Amazon & Co.

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1. Ohne Strategie kein nachhaltiger Erfolg

Der E-Commerce-Markt wächst weiter, doch er wird zugleich härter. Große Plattformen dominieren, Kundenerwartungen steigen. Eine E-Commerce-Strategie ist deshalb der Kompass, der Orientierung gibt:

  • Wo stehe ich? (Selbstcheck)
  • Wer ist meine Zielgruppe?
  • Wie unterscheide ich mich vom Wettbewerb?

Ein einfacher, aber wirksamer Startpunkt ist die SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken systematisch erfassen – und daraus Maßnahmen ableiten. So lässt sich vermeiden, „auf Verdacht“ zu investieren.

2. Differenzierung ist überlebenswichtig

Gerade KMU brauchen ein klares Alleinstellungsmerkmal. Beispiel: Sparhandy.de hat in einem übersättigten Markt Erfolg, weil es jedes Smartphone mit jedem Tarif kombinierbar macht.
Tipp:
Finde dein Differenzierungsmerkmal – etwa durch:

  • individuelle Beratung,
  • nachhaltige oder lokale Produktion,
  • außergewöhnlichen Service oder
  • einzigartige Produktkombinationen.

3. Marktplatz oder eigener Shop? – Am besten beides

Das „Kanal-Dilemma“ ist real:

  • Amazon & Co. bieten schnelle Reichweite, aber keine Kundendaten.
  • Eigene Shops schaffen Markenbindung, brauchen aber Sichtbarkeit.

Die Lösung: eine Multichannel-Strategie.
👉 Starte auf Marktplätzen, um Reichweite zu gewinnen.
👉 Hole Kunden über Service, Newsletter oder Events in deinen eigenen Shop zurück.

Best Practice: Eine nachhaltige Möbelmarke startete über Avocadostore & Amazon – und baute parallel eine eigene Community auf Instagram und im eigenen Shop auf.

4. Umsetzung mit klaren Zielen und Prioritäten

Strategie muss messbar und machbar sein.
Definiere SMART-Ziele (z. B. „10 % Online-Umsatz in 12 Monaten“) und leite daraus digitale Initiativen ab. Priorisiere nach Aufwand und Nutzen:

  • Schnelle, wirkungsvolle Maßnahmen zuerst umsetzen.
  • Teure, wenig relevante Projekte vermeiden.

Ein gutes Tool ist die E-Commerce-Roadmap, die alle Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und Zeitpläne bündelt.

5. Wachstum durch Optimierung, Service & Innovation

Wachstum entsteht auf drei Ebenen:

  • Optimierung: z. B. A/B-Tests, Conversion-Rate-Analyse, bessere Produktdarstellung.
  • Service-Ausbau: digitale Beratung, Wartungsangebote, Schulungen.
  • Innovation: neue Geschäftsmodelle oder smarte Services (z. B. App-Integration wie bei Riese & Müller mit GPS-Tracking und Diebstahlschutz).

Kleine Tests und kontinuierliche Verbesserungen bringen meist mehr als große Relaunches.

6. Künstliche Intelligenz als Wachstumstreiber

KI ist längst kein Konzern-Thema mehr. Sie kann KMU enorm entlasten:

  • Content-Erstellung: Texte, Bilder, SEO-Optimierungen.
  • Personalisierung: Empfehlungen und E-Mail-Automation.
  • Analyse: Umsatzprognosen, Schwachstellen im Shop erkennen.
  • Kundenservice: Chatbots, die bis zu 60 % der Anfragen übernehmen.

Tipp: Nicht warten – einfach starten. Schon kleine Experimente, z. B. automatisierte Produktbeschreibungen oder KI-basierte SEO-Checks, bringen spürbare Fortschritte.

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© Vera Hofer