GESCHRIEBEN VON

Nora Hartel
Beraterin BIEG Hessen
Mit den Herausforderungen junger Unternehmen bin ich aufgrund eigener Erfahrungen gut vertraut. In einem Social-Startup war ich unter anderem für die Entwicklung Weiterbildungsprogramme für Jugendliche verantwortlich. Studiert habe ich Hotelmanagement und BWL. Melden Sie sich gerne bei Fragen!

UX Marks The Spot: Kundenerlebnisse als Erfolgsfaktor für Onlineshops

Geschrieben von Nora Hartel

Die Goldgräberstimmung im E-Commerce hält an – wenn auch mit gemäßigtem Wachstum.

Im Jahr 2024 verzeichnete der deutsche Einzelhandel ein reales Umsatzwachstum von 1,1 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders der Internet- und Versandhandel trug dazu bei, mit einem realen Umsatzanstieg von 5,0 % im selben Zeitraum.

Inhaltsverzeichnis

Der digitale Boom geht weiter – aber anders

Online ist längst kein Hype mehr, sondern Realität – und das zeigen auch die aktuellen Zahlen. Wie der Handelsverband Deutschland (HDE) in Zusammenarbeit mit dem IFH Köln in seiner Jahresauswertung 2024 mitteilt, stieg der Umsatz im deutschen Onlinehandel auf 88,4 Mrd. Euro – ein Plus von 3,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Für 2025 erwartet der Verband ein weiteres Wachstum auf 91,0 Mrd. Euro mit +3,0 %. Damit ist klar: Der E-Commerce bleibt ein stabiles Wachstumsfeld – wenn auch ohne die pandemiebedingten Turbozuwächse früherer Jahre.

Onlinehandel Deutschland 2025: Umsatzentwicklung in Mrd. Euro und Jahreswachstum laut HDE/IFH – Grafik zur E-Commerce-Entwicklung 2015–2025.

Quelle: Handelsverband Deutschland (HDE), IFH Köln – Stand 2025

User Experience ist der wahre Umsatztreiber

Kundenfreundlichkeit ist nicht länger ein Nice-to-have. Eine gute User Experience (UX) entscheidet heute darüber, ob dein Warenkorb gekauft oder verlassen wird. Die harten Fakten im Überblick:

  • 70,19 % der Online-Käufe werden abgebrochen.

Die Hauptgründe: technische Hürden, lange Ladezeiten und unklare Prozesse.

  • 53 % der mobilen Nutzer verlassen eine Seite, wenn sie länger als 3 Sekunden lädt.

Jede weitere Sekunde Ladezeit senkt deine Conversionrate (Also, der Anteil der Website-Besucher, die eine bestimmte Aktion ausführen – z.B. einen Kauf) um bis zu 20 %.

Der Checkout entscheidet – oder vernichtet Umsatz

Dein Produkt kann noch so gut sein – wenn der Checkout nervt, ist dein Kunde weg. Laut einer Analyse von Uptain (2024) geben Nutzer folgende Gründe für Kaufabbrüche an:

GrundAnteil
Pflicht zur Kontoerstellung23 %
Zu viele Formularfelder30 %
Unklare Versandkosten17 %
Fehlende Zahlungsarten18 %

Was du tun kannst:

  • Ermögliche Gastbestellungen ohne Zwangsregistrierung.

  • Verwende Autofill und kurze Formulare.

  • Sei transparent bei Versand & Rückgabe.

  • Biete alle gängigen Zahlungsarten an (PayPal, Klarna, Apple Pay etc.).

  • Setze auf Gütesiegel wie Trusted Shops.

Technologien, die deine UX verbessern

Augmented Reality (AR)

Immer mehr KMU setzen auf Augmented Reality, um ihren Kunden ein interaktives Einkaufserlebnis zu bieten:

  • Möbel Boss: Das Möbelhaus SB-Möbel Boss bietet seinen Kunden die Möglichkeit, Möbelstücke wie Kommoden und Sideboards virtuell in ihren eigenen vier Wänden platzieren können. Dies ermöglicht eine realistische Vorstellung davon, wie die Möbel in den Raum passen.

  • BÄR Schuhe: Der Schuhhersteller BÄR bietet eine virtuelle Anprobe-Funktion an, mit der Kunden Schuhe bequem von zu Hause aus anprobieren können.

Laut einer Studie von Bitkom (2024) halten 37 % der deutschen Konsumenten AR für hilfreich, insbesondere beim Möbel- oder Modekauf.

Virtuelle Schuhanprobe bei BÄR Schuhe: Herrenschuh „CLINT“ in 3D-Ansicht mit Try-On-Funktion. Graubrauner Lederschuh mit Naturkrepp-Sohle, online konfigurierbar in verschiedenen Farben und Größen.

Produktseite des Herrenschuhs „CLINT“ von BÄR Schuhe mit 3D-Ansicht und virtueller Anprobefunktion („Try On“).

Sprachassistenten

Auch Sprachassistenten finden zunehmend Anwendung bei KMU:

  • LeseLust-App der blista: Die Deutsche Blindenstudienanstalt (blista) hat eine App namens LeseLust entwickelt, die es Nutzern ermöglicht, Hörbücher und Bücher in Brailleschrift zu suchen und auszuleihen. Die App ist auch über Sprachassistenten wie Amazon Alexa nutzbar.

Diese aktuellen Beispiele verdeutlichen, wie KMU durch den Einsatz von Technologien wie Augmented Reality und Sprachassistenten ihre User Experience verbessern und sich im Wettbewerb differenzieren können.

UX als Wettbewerbsvorteil

Die gute Nachricht: Du musst nicht gleich High-End-Technologie einbauen, um dein Einkaufserlebnis zu verbessern. Es reichen oft schon einfache, konsequent durchdachte Maßnahmen:

  1. Ladezeiten optimieren
  2. Checkout schlank halten
  3. Nutzerzentriertes Design
  4. Klarheit und Vertrauen schaffen
  5. Technik wie AR und Sprachassistenz dort einsetzen, wo sie echten Mehrwert bietet

In einem Markt mit flacherer Wachstumskurve wird gute UX zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal. Kundenerlebnis ist der neue Umsatzhebel – also setze den Fokus nicht nur aufs Produkt, sondern auf den gesamten digitalen Einkaufsweg.

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© UX marks the Spot- Umsatz im Online-Handel Grafik
© AR bei BÄR Schuhe