Podcasts sind quasi Radioübertragungen (oder im Falle von Video-Podcasts eben Fernsehübertragungen), nur dass der Hörer selbst entscheiden kann, welche davon er zu welchem Zeitpunkt abrufen will. In den USA haben sie schon lange eingeschlagen, in Deutschland finden sie immerhin schon im Bereich Sport und Entertainment vermehrt Einsatz. Doch die Nutzerzahlen wachsen rapide, und Experten prophezeien spätestens für 2020 den großen Podcast-Marketing-Boom. Unter den kleineren Unternehmen ist das Thema für einige schon jetzt interessant.
GESCHRIEBEN VON
Podcast-Marketing für KMU
Geschrieben von Angelika Niere
Podcasts? Was für Podcasts?
Bei Podcasts kann es sich um Live-Audiostreams handeln (zum Beispiel Live-Übertragungen von Fußballspielen), aber auch um redaktionelle Beiträge im Audio- oder Videoformat. Sie dienen in der Regel entweder der Unterhaltung oder der Weiterbildung. Eine der meistgehörten kostenfreien Podcasts der Welt ist die US-amerikanische Serie Welcome to Night Vale, die in leicht verdaulichen Kurzepisoden Geschichten über eine surreale Kleinstadt erzählt. Aber auch unter internetaffinen jungen Geschäftsleuten sind Podcasts beliebt, um sich über Branchennews zu informieren oder etwas zu lernen.
Podcasts als Produkt und Marketinginstrument
Achtung – Podcasts sind keine reinen Marketingmaßnahmen! Erfolgreiche Podcasts dienen nur sehr eingeschränkt dem Ziel, auf die eigentlichen Angebote des Unternehmens aufmerksam zu machen. Ähnlich vielen Unternehmensblogs sollten sie vielmehr als zusätzliches Produkt des Unternehmens angesehen werden – unabhängig davon, ob sie kostenfrei angeboten werden oder nicht. Dieses neue Produkt gilt es im momentan noch relativ kleinen Kreis der Hörer besonders nachdrücklich zu bewerben. „Vor der Vermarktung steht aber die Produktoptimierung“, erklärt Podcast-Profi Daniel Sprügel (Sports Maniac), der kürzlich in der Veranstaltungsreihe „Laptops und Leibchen“, die von der Eintracht Frankfurt Fußball AG ausgerichtet wird, über Podcasts referierte. „Wer einmal einschaltet und dann enttäuscht wird, kommt nicht wieder.“ Er rät zur konstanten Erfolgsmessung via Analysetools. Wieviel Prozent der Nutzer den Podcast bis zum Ende laufen lassen und wie viele im Anschluss den Kanal optimieren, sind zwei zentrale Kennzahlen, die er dabei im Auge behält. Auch Speaker Philip Hoffmann von Fußball 2000 mahnt die Bedeutung beständiger Optimierung an und gibt konkrete Tipps, um die Hörerschaft zu erweitern: das Aufgreifen von aktuellen Pressethemen, nach denen ohnehin gerade häufig gesucht wird, und die Zusammenarbeit mit Gästen, die ihre eigenen Hörer mitbringen. Geduld, Leidenschaft und Authentizität sind seine Schlüsselwörter: „Macht ein Passion-Projekt aus euren Podcasts und baut langfristig eine loyale Zielgruppe auf.“
Zeit zum Zuhören
Wer Podcasts hört, ist im Vergleich zum Video-Zuschauer bereit, erheblich mehr Zeit zu investieren und dabei mehr Konzentration aufzuwenden. Wie Sprügel betont, ist es dafür aber besonders wichtig, die richtige Zielgruppe zu finden. Sie muss in ihrem Alltag Raum haben, um die Podcasts bequem anhören zu können – im Falle von Video-Podcasts auch anzusehen. Seine eigenen Podcasts, die sich mit Marketing in der Sportbranche befassen, richten sich gezielt an Geschäftsreisende, die viel Zeit auf Dienstreise, also im Auto verbringen, sich dabei weiterbilden und über Branchennews informieren wollen. Da sie am Steuer sitzen, könnten sie sich natürlich nicht auf ein Video oder Buch konzentrieren.
Podcasts als Werbefläche
Von Einzelfällen abgesehen, in denen die Mischung wirklich perfekt passt, können Podcasts von Werbetreibenden auf der Suche nach Werbefläche noch getrost ignoriert werden. Feste Formate haben sich hier noch nicht etabliert und Auswertungen, an denen sich gerade kleinere Unternehmen orientieren können, liegen noch nicht vor. Wie Svetlana Svetlana Stanković von der Suchmaschinenagentur searchmetrics bestätigt, sollten derzeit andersherum auch Betreiber von Podcasts noch nicht darauf spekulieren, dass sich Ihre Investition durch Werbeeinnahmen monetarisiert. Die Marketingexpertin zweifelt allerdings nicht daran, dass sich das über kurz oder lang ändern wird.
Die Zukunft der Podcasts
Auf dem US-Markt boomt Podcast Marketing bereits; die etwa 100 Millionen US-amerikanischen Podcast-Hörer sollen Prognosen zufolge im kommenden Jahr rund 400 Millionen US-Dollar an Werbeeinnahmen generieren. In Deutschland nutzten laut der ARD-ZDF-Onlinestudie etwa elf Prozent der Bevölkerung 2018 das Format, eine Bitkom-Umfrage kommt sogar auf 22 Prozent. Egal, welche Zahl stimmt – sie befindet sich definitiv in rasantem Wachstum. „Der Markt für Podcasts wird weiter wachsen“, so Marketing-Experte Björn Tantau. Es wird zwar noch etwas dauern, bis der Trend sich in mittelständischen Alltag verwandelt: „Nach meinen Erfahrungen ist der Markt aber nicht so dynamisch, als dass mit einem sehr schnellen Wachstum zu rechnen ist.“ Perspektivisch zweifelt er aber nicht daran, dass Podcasts den Markt bereichern werden. „Sie sind für die Zielgruppen, die ihre Inhalte auf diese Weise konsumieren wollen, optimal geeignet.“ Doch Unternehmen mit dem passenden Konzept können bereits heute von eigenen Podcasts profitieren. Tina Jürgens vom Podcast-Marketing-Service zebra-audio.net: „Die erfolgversprechende Bedingung ist eine gute Übereinstimmung zwischen Host, der Zielgruppe des Podcasts und dem angepriesenen Produkt, Service oder Unternehmen. Die Magie liegt im Matching. Gelingt das, wird eine enorme Werbewirkung erzielt.“