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Peter Bodensohn
Nach einer kaufmännischen Ausbildung und meinem Abschluss als Betriebswirt (VWA) mit Schwerpunkt im Marketing, habe ich lange im „Mutterschiff“ IHK gearbeitet. Seit 2021 nun unterstützte ich das BIEG bei der Seminarplanung und den Checkformaten. Sie haben Fragen zu Veranstaltungen, Beratungsterminen oder Ihrer Anmeldung? Melden Sie sich gerne!

Wer suchet, der findet – ein Überblick über alternative Suchmaschinen

Geschrieben von Peter Bodensohn

Spezialsuchmaschinen

Das Thema Suchmaschinen kommt nicht aus, ohne einen kurzen Blick auf Google. Der Marktführer mit fast 90 Prozent Marktanteil in Deutschland ist ja schon seit Jahren zum Synonym für „Suchmaschine“ geworden. Die meisten Webseiten werden so optimiert, dass Google Sie gut findet und wenn man über Suchmaschinenwerbung redet, meint man in der Regel Google-Ads. Da kommt natürlich die Frage auf, warum sollte ich mich überhaupt mit etwas anderem als Google beschäftigen?

Die bekanntesten Alternativen sind Bing und Yahoo. Während Yahoo mittlerweile quasi bedeutungslos ist, kommt Bing bei uns immerhin noch auf knapp über 4 Prozent Marktanteil. Der Blick auf Bing kann sich unter Umständen lohnen. Eher unbekannt in Europa ist Baidu. Hier sitzt die Zielgruppe im Reich der Mitte. Aber ist das alles? Über welche Plattformen suchen die potenziellen Kunden nach Produkten? Die folgende Übersicht soll die Wichtigsten vorstellen.

Bing

Bing ist der größte Google-Konkurrent bei den klassischen Suchmaschinen. Auch hier kann man Werbung schalten, der Dienst nennt sich Microsoft Advertising. Bing hat über die letzten Jahre einen kleinen, aber feinen Aufwärtstrend erfahren dürfen. Die Suchmaschine ist natürlich in alle Microsoft-Produkte integriert, so nutzen Firmen häufig die Palette an Anwendungen inklusive des Edge-Browsers, der Bing als Standardsuchmaschine vorgibt. Im B2C-Bereich ist es interessant zu wissen, dass Amazons Alexa ebenfalls Bing nutzt. Der Trend zugunsten von Bing könnte sich fortsetzen, da Microsoft kürzlich „Bing Chat“, ein KI-Tool ähnlich ChatGPT, in seine Suchmaschine integriert hat. Wenn Sie eher hochwertige und hochpreisige Produkte verkaufen, ist es gut zu wissen, dass Bing-Nutzer laut einer Studie Markentreuer sind und gerne Geld für gute Qualität ausgeben. Auch haben sie tendenziell einen hohen Bildungsgrad und Verdienst. Sitzt ihre Zielgruppe zu einem bedeutenden Anteil in den USA oder in China, kann Bing auch hier eine Überlegung wert sein: dort liegt der Marktanteil ungleich höher, nämlich bei 14 Prozent (USA) bzw. knapp 24 Prozent (China). Die Suchmaschinenoptimierung für Bing unterscheidet sich nicht grundlegend von Google. Seit kurzem gibt es aber ein neues Protokoll „Index Now“, das Sie auf Ihrer Website integrieren können, um es Bing einfacher zu machen die Inhalte auszulesen. Im Unterschied zu den Crawlern, schickt IndexNow aktiv eine Information zu neuen Inhalten und Änderungen an Bing. Das hilft dem Rangking, denn die Aktualität der Inhalte ist eines der wichtigsten Kriterien für das Ranking. Ganz oben dabei sind Relevanz, Qualität und Glaubwürdigkeit. Das betrifft nebenbei bemerkt auch das Thema Backlinks. Hier ist im Unterschied zu Google die Anzahl weniger wichtig, dafür aber die Autorität.

Baidu

Die chinesische Suchmaschine Baidu ist Marktführer in China. Da Google dort so gut wie nicht existiert, könnte Baidu für sie interessant sein, wenn sie den chinesischen Markt im Blick haben. Für die Suchmaschinenoptimierung gibt es dazu ein paar Dinge zu beachten. Idealerweise sollten die Inhalte in Chinesisch (simplified Chinese) verfasst sein. Wichtig sind kurze und einfache Keywords und es wird auch eine kurze Internetadresse belohnt. Seiteninhalte dürfen dagegen lang sein: rund 3200 Zeichen haben nach einer Studie zum besten Ranking geführt. Eine Verlinkung zu chinesischen Social-Media-Plattformen wie Wechat heben die Platzierung häufig an. Wichtig zu wissen ist auch, dass natürlich eine staatliche Zensur existiert. Alle Seiten mit bestimmten Wörtern werden aus dem Index von Baidu verbannt. Dazu gibt es einen hilfreichen Wikipedia-Artikel. Weitere SEO-Themen unterscheiden sich nicht grundlegend von Google: Qualitativer Content, Backlinks, Responsive Design, maximal ein H1-Tag und schnelle Ladezeit werden belohnt.

Proxy-Suchmaschinen

Diese Form der Suchmaschine sei hier erwähnt, weil sie dem Werbetreibenden eher ein Dorn im Auge sein sollte. Proxy-Suchmaschinen verschlüsseln die Suchanfragen, so dass die Suchenden Anonymität genießen. Die meisten davon setzten keine Cookies und es werden keine Suchverläufe oder IP-Adressen gespeichert. Dies behindert natürlich Werbung sowie die Analyse der Website-Besuche. Das Thema SEO ist hier gewissermaßen zu vernachlässigen, da die Suchergebnisse in der Regel auf Google oder Bing basieren. Beispiele für Proxy-Suchmaschinen sind Fireball, Ecosia, Startpage oder Disconnect Search.

Preissuchmaschinen

Die beispielsweise durch Werbung sehr bekannt gewordenen Portale Idealo, billiger.de oder check24 sind so genannte Preissuchmaschinen. Im Unterschied zu herkömmlichen Suchmaschinen muss sich der Verkäufer dort anmelden, um in den Suchen mit seinen Produkten angezeigt zu werden. Dies ist mit Kosten in Form von Provisionen verbunden, die in der Regel pro Bestellung abgerechnet werden. In den großen Portalen sind viele Anbieter vertreten, was es für Kunden attraktiver macht, gleichzeitig für Händler aber mehr Konkurrenz und Preisdruck bedeutet. Insgesamt sind die Portale immer wieder in der Kritik, weil den Kunden eine Markt-Transparenz versprochen wird, die aber nicht besteht. Als Händler sollte man sich auch Gedanken machen, ob mein Produkt über eine solche Plattform gesucht wird. Häufig gesucht werden Kleidung, Schuhe, Accessoires, Elektrogeräte und Unterhaltungselektronik. Gerne werden auch Versicherungen, Stromtarife oder DSL/Internet-Anschlüsse verglichen. Für den Kunden komfortabel sind integrierte Funktionalitäten, wie Bewertungssysteme, Anzeige von Preisentwicklung des Produkts und Preiswecker. Beispiele für Preissuchmaschinen

Amazon

Vielleicht überrascht es an dieser Stelle, aber Amazon ist schon seit einiger Zeit DIE Produktsuchmaschine. Laut einer Studie informieren sich etwa ein Drittel der Kaufinteressenten auf Amazon. Und noch ein Pluspunkt: die meisten Amazon-Nutzer haben bereits eine konkrete Kaufabsicht. Auch hier muss das Ziel sein mit den eigenen Produkten in den Suchergebnissen möglichst weit oben zu erscheinen. Deshalb ist eine Optimierung unumgänglich. Gute Klickraten und Absätze eines Produktes helfen dem Ranking. Dies wird wiederum durch eine optimale Produktdarstellung und gute Konditionen beeinflusst. Weiteres wichtiges Kriterium sind die Keywords: wenn sie gut in der Produktseite integriert sind und mit den Suchanfragen übereinstimmen, stärkt das die Relevanz als Suchergebnis. Das Optimum für einen Verkäufer ist es die sogenannte „Buy Box“ zu bekommen. Etwa 80 -90 Prozent der Käufe werden darüber getätigt. Wenn ein Produkt von mehr als einem Händler vertrieben wird, kann man als Besitzer der „Buy Box“ einen enormen Vorteil bekommen. Das wichtigste Kriterium ist dabei der Preis: er muss wettbewerbsfähig und sinnvoll sein. Es existieren noch weitere weiche Faktoren sowohl für die „Buy Box“, als auch für das Ranking allgemein: so helfen selbstverständlich gute Bewertungen, Reaktionszeiten oder Zuverlässigkeit. Logische Faustregel: Alles, was die Kundenzufriedenheit steigert, hilft auch der Sichtbarkeit.

eBay Kleinanzeigen

Gestartet als Plattform für Privatverkäufe ist eBay und eBay Kleinanzeigen mittlerweile auch ein Händler-Marktplatz geworden. Sehr wichtig für die Sichtbarkeit ist eine solide Keywordrecherche: Was gibt der Kunde ins Suchfeld ein? Eigentlich logisch, aber immer wieder gern vernachlässigt: Die Produktbilder! Sie sollten das Produkt adäquat beschreiben und auch die Nutzung bzw. Anwendung demonstrieren. Zentral für den Erfolg ist zuletzt noch der Titel der Anzeige. Die wichtigsten Keywords sollten enthalten sein, aber kein „Keyword-Spam“, also der Versuch möglichst alles im Titel unterzubringen. Er sollte für Menschen logisch und lesbar bleiben. Auf der Produktseite sollten auf jeden Fall die Artikelmerkmale ausgefüllt werden. Die vorgegebenen Kategorien werden bei der Suche gerne genutzt und sollten daher zugeordnet werden. Sofern vorhanden kann hier auch eine EAN (European Article Number) hinterlegt werden, um eine Verknüpfung mit Google-Shopping zu ermöglichen. Die Artikelbeschreibung im Freitext lässt mehr Spielraum, es empfiehlt sich allerdings hier sachlich und informativ zu bleiben. Auch eBay belohnt Kundenzufriedenheit mit besserer Sichtbarkeit: Versandbedingungen, flexible Zahlungsoptionen, Bewertungen, Verkaufshäufigkeit – alles, was auf zufriedene Kunden hindeutet, hilft im Ranking. Zuletzt hilft auch ein Blick auf die eBayPlus-Richtlinien. Dort sind Kriterien aufgeführt, die für Profi-Händler unabdingbar sind.

Weitere Nischen- oder Produkt-Suchmaschinen

Wenn Sie Anbieter in einem sehr eingegrenzten oder speziellen Markt sind, gibt es natürlich noch unzählige weitere Plattformen. Hier sind ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine Auswahl genannt:

  1. Apothekenprodukte
    • Ihreapotheken.de
    • Medizinfuchs.de
  2. Automarkt
    • Mobile.de
    • Autoscout24.de
    • Automarkt.de
  3. Hotels
    • Booking.com
    • Trivago.de
    • Holidaycheck.de